Biographie

Ilona Wulz – ein Qualitätsbegriff

Ilona WulzIlona Wulz, 1922 als Volksdeutsche in Ungarn geboren, ist nach abendteuerlichem Lebenslauf durch die Heirat (1948) mit Georg Wulz Bleibergerin geworden.
Nach dem Abschluß einer Lehre als Schneiderin in Budapest, kam Ilona Wulz, geb. Endresz, im Jahr 1942 nach Berlin und besuchte nach Abschluß des Pfllichtjahres von 1943 bis Anfang 1945 die Lehranstalt für Hebammen in Stettin. Durch die Kriegseinwirkung mußte sie Stettin verlassen, kam daraufhin nach Graz, wo sie die Ausbildung als Hebamme und Säuglingsschwester beendete und auch ihren zukünftigen Ehemann kennenlernte.

Ilona Wulz, eine Frau, die Ihrer Wahlheimat Bad Bleiberg und darüber hinaus ganz Kärnten schöpferisch vielseitige Impulse gegeben hat und gibt.

Bereits als Kind, im zarten Alter von 9 Jahren, begann sie zu malen und ihre Bilder blieben stets zur permanenten Ausstellung in den Schulen zurück. Man kennt Ilona Wulz als rastlos tätige, fröhliche, weltoffene, vielseitige und vielseitig schöpferisch tätige, lebenstüchtige Frau. Die Künstlerin, die sie in der Tat ist, sieht man ihr erst auf den zweiten Blick an, weil sie ganz und gar unkompliziert, ohne “Pflanz und Tanz”, wie sie selbst so schön sagt, ihr Leben meistert. Frau Wulz stammt aus einer künstlerisch begabten Familie. Zwei ihrer Geschwister haben in Ungarn große Erfolge mit ihren künstlerischen Arbeiten. Ihre Schwester Boros Lajosne wurde bereits zu Lebzeiten, im Jahr 1984, ins Künstler Lexikon der naiven Kunst aufgenommen (“Encyklopädie der Naiven Kunst”)

Von sich reden machte Ilona Wulz durch ihre wunderschönen Arbeiten in der Kärntner Volkskunst. Landauf, landab kennt man sie, nicht zuletzt auch als Kursleiterin des Kärntner Bildungswerkes (Denkmalpflege). Idealistisch wie sie denkt, hat sie das Bedürfnis, Erfahrungen und Techniken, die sie sich selbst aneignete, Interessierten weiterzugeben.

Das künstlerische Schaffen von Ilona Wulz spannt einen großen Bogen. Ihre Anfänge waren 1965 in der Bauernmalerei angesiedelt, mit der sie 1971 ihre erste Ausstellung in Bad Bleiberg beschickte, die zu ihrer großen Freude der namhafte Klagenfurter Volkskundler, Hofrat Dr. Franz Koschier, besuchte. Von ihm erhielt sie in der Folge den Auftrag, eine Bestandsaufnahme der bäuerlichen Malerei in der Kärntner Volkskunst für das Kärntner Landesmuseum durchzuführen. Diese Forschungstätigkeit machte Ilona Wulz sehr viel Spaß und zudem stieg sie dabei in das umfangreiche, für ihre wissenschaftlichen Forschungsarbeiten notwendige Wissen der Materialkunde und -technik ein, die es ihr ermöglichten neben Bildmotiven auch anhand von Farbpigmentträgern die Arbeiten entsprechenden Epochen, Gegenden und Tälern zuzuordnen. Sie spezialisierte sich zudem auch auf die Restaurierung von Bauernmöbelstücken.

Dadurch so richtig auf den Geschmack gekommen, befaßte sie sich neu mit einer der ersten und ältesten Möbel-Maltechniken, der Kleistermalerei. Hier vermengt man Farbpigmente mit einem Kleister aus Mehl und Wasser. Nach dem Auftrag auf Holz werden Motive mit Gegenständen wie Kämme, Holzspachteln etc. heraus gearbeitet. Die Kleistertechnik wurde von ihr so weit verfeinert und ausgearbeitet, daß es ihr damit gelang Bilder mit filigranen bäuerlichen Motiven und Landschaften zu gestalten.

Neben ihrem künstlerischen Schaffen bildete sie sich unentwegt weiter und fand so zu angewandten Techniken wie die Hinterglasmalerei (mit der alten Ölfarben Technik), Ikonenmalerei (auf Holz, in byzantinischer Technik) und Seidenbildern mit eigenen Kreationen und Kompositionen. Bei den Seidenbildern werden hier auf moderne Art Volksweisheiten von Generationen, u.a. in den Zyklen Ei und Apfel vermittelt, die als Symbole für Leben stehen. In der Formensprache von heute werden überlieferte Symbole der europäischen Volkskunst weiter vermittelt. Die vielseitige Künstlerin beeindruckt durch ihre eigenen Kreationen und Kompositionen in Form und Farbe.
Erneut begleiten Ausstellungen ihre meisterhaften Arbeiten.

Das Repertoire reicht bis hin zur heute als Maltechnik angewandten Encaustic -Wachs Malkunst. Diese hoch interessante, fast schon geheimnisvoll – mystische, antike Technik der Wachs-Malkunst, über die es weltweit kaum Literatur gibt, ist in den letzten Jahrhunderten fast in Vergessenheit geraten. Bei diesen Bildern hat Ilona Wulz ebenfalls eine künstlerisch ausdrucksstarke Serie entwickelt und versteht es großartig, unter dem Einsatz ihres Könnens, einen eigenen Stil zu entwickeln. Die Wachs Maltechnik bietet eine Faszination von Farbverläufen, Formen und Strukturen, wie man sie mit einem Pinsel in anderen Maltechniken nicht hervorbringen kann. Sie hat bei ihren Bildern eine abstrakte und expressionistische Welt geschafften. Durch unzählige Gestaltungsformen und Kompositionen von Farben verleiht sie ihren Bildern eine starke Ausdruckskraft, die jedoch dem Betrachter noch den Freiraum der eigenen Fantasiewelt belassen. Es ist eine Reise in die Welt der Abstraktion, die begeistert.

Ilona Wulz, eine interessante Frau – immer für Überraschungen gut – könnte man zudem auch die “Trachtenmutter” von Bad Bleiberg nennen. Durch ihren guten Kontakt zu “Trachtenvater” Hofrat Dr. Franz Koschier konnte sie erreichen, daß 1973 Bad Bleiberg eine eigene Frauentracht bekam, bei deren Entwicklung sie im großen Umfang mitwirkte. Die Stoff Farben sind an bergmännische Farben angelehnt und über ihre Initiative kam es zur Gründung der Frauen-Trachtengruppe.

So leistete und leistet eine sogenannte “Zuagraste” Vielfältiges für ihre Wahlheimat.

Malepochen mit diversen Techniken

1. Bauernmalerei

Im Jahre 1965 hat Ilona Wulz mit der Bauernmalerei begonnen und spezialisierte sich bald auf die Restaurierung von Bauernmöbeln und betrieb zudem Forschungsarbeiten in der Kärntner Volkskunst, wobei sie sich auf die Unterstützung durch das Kärntner Landesmuseum und das Heimatwerk berufen konnte.

2. Kleistertechnik

Die Kleistertechnik war die Urform der Bemalung von Möbelstücken und zwar geschah dies mit einem Kleister aus Mehl, Wasser und Erdfarben.

Der Kleister wurde auf das Holz aufgetragen und in nassem Zustand wurden mit Kämmen, Holzspachteln und ähnlichen Gegenständen verschiedene Ornamente heraus gearbeitet, was zur Verschönerung der Möbelstücke beitragen sollte.

Auf dieselbe Art und Weise hat Ilona Wulz diese Technik im Detail ausgearbeitet und so weit verfeinert, daß es möglich war diese Malart bei ihren Kleisterbildern anzuwenden.
Nach mühsamen Versuchen und sehr schwierigen Studien gelang es ihr mit der Kleistertechnik sogar filigrane Landschaftsbilder zu gestalten. Sie gibt in präziser Arbeit Darstellungen des ländlichen, bäuerlichen Lebensraumes wieder.
So entstand mit dieser faszinierenden, teilweise selbst entwickelten Technik eine großartige Bildserie, die ihr bereits bei diversen Ausstellungen große Anerkennung und Begeisterung des Publikums einbrachte.

3. Hinterglasmalerei

Eine wichtige Sparte ihrer künstlerischen Betätigung ist die Hinterglasmalerei, die Zeugnis von großem handwerklichen und künstlerischen Können, von äußerst feinem Formen- und Farbensinn ablegt. Bei Ihren Hinterglasbildern und Hinterglasikonen fand die alte Ölfarben Technik Anwendung.

4. Ikonen

Die Anfänge der Ikonenmalerei waren Hinterglas Ikonen. Später folgten die Ikonen auf Holz, in der byzantinischen Technik. Die Ikonenmalerei bildete einen wichtigen Schwerpunkt ihrer Arbeiten. Mit Ikonen und anderen Arbeiten hatte Ilona Wulz ab 1980 ca. 15 Jahre lang permanente Ausstellungen im Stift Ossiach.

5. Seidenmalerei

In einer ausgesprochen modernen Formen- und Farbensprache entstanden hier eigene Kreationen und Kompositionen. So bringt die Künstlerin den volkskundlichen Symbolschatz ihres europäischen Lebenshintergrundes auf chinesischer Seide zur Geltung. Ihr Thema ist das Leben. Im bildnerischen Geschehen werden Fragmente des menschlichen Lebensraumes in Verbindung mit der Schöpfung dargestellt. Auch ihre Farbkompositionen stehen in symbolischer Beziehung zum Menschen und seiner physischen Umwelt. So stehen in deren Mittelpunkt immer der Apfel und das Ei.

Das Ei symbolisiert die Vermehrung aller Lebewesen und der Apfel mit den Samenkörnern die pflanzliche Fortpflanzung auf der Erde. Es stellt somit den wichtigen, natürlichen Lebenszyklus dar.

Ilona Wulz transportiert bei der Farbgebung zudem symbolische Elemente aus der Volkskunde. So ist die Zuordnung der symbolischen Farben bei der Darstellung eines Menschen so aufgegliedert, daß die Farbe Gelb – für den Kopf steht, der Rumpf – wird im übertragenen Sinne in Rot dargestellt, für Hände – das Blau und Beine – wurden in Schwarz (Grau) symbolisiert.

Alle Symbole des Lebens sind überliefert aus der alt-europäischen Volkskunde.

6. Encaustic – Wachsmalerei

Heute erlebt die antike Form der Encaustic – Wachsmalerei, unterstützt durch die heutigen technischen Entwicklungen, eine erneute Blüte. Dies faszinierte auch Ilona Wulz, da sie entdeckte, daß die Stilvarianten der Encaustic-Wachsmalerei beinahe unbegrenzt sind und sie, als experimentierfreudige Künstlerin, stets offen für neue kunsttechnische Entdeckungen, auch in dieser Kunstrichtung einen neuen Arbeitsbereich für ihr künstlerisches Schaffen fand.

Die Wachsmalerei stellte für sie eine komplett neue Herausforderung dar. Es bedeutet mit Form- und Farbkompositionen zu arbeiten, die es ihr auf ganz neue Art und Weise ermöglichen, ihrer Kunstauffassung neue Ausdrucksformen zu geben. Es gilt die Anordnung der darstellenden Elemente und auch die richtige Verteilung des Farb-, Licht- und Schattenspieles zu meistern.

Eine faszinierende Spannung erzeugt Ilona Wulz bei ihrer Bildserie „Tanz der Farben“. Es ist eine Reise in die Welt der Abstraktion, die begeistert.

7. „TSCHERFEL“ Serie in Encaustic – Wachsmalerei

Das „Wandern in schöner, unberührter Natur“ hat die Künstlerin ILONA WULZ zu dieser „TSCHERFEL“ Serie in Encaustic – Wachsmalerei inspiriert.
Im Mittelpunkt steht der „TSCHERFEL“, als Wanderstiefel und als Schuhwerk, in all seinen Facetten, der einen Menschen neben schönen Wanderungen auch Tag für Tag auf dem Weg durch das Leben begleitet.
Er ist zum wichtigen Lebensbegleiter des Alltags geworden, dem in dieser Ausstellung die ganze Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Der TSCHERFEL ist die wichtige physische Basis für den „Weg“. Ob auf dem Dobratsch, im wunderschönen Naturpark, auf allen Wegen durch Wälder, Wiesen, Felder, auf Bergen, in den Städten etc. oder auf dem Weg durch das Leben, das richtige Schuhwerk als Basis gibt die Qualität der Wanderung vor. Wie es so schön heißt: „wie man sich bettet so liegt man“ kann im übertragenen Sinne auch auf den „Tscherfel“ angewandt werden.

Die Tscherfel“ Unikate von ILONA WULZ erzählen jeweils kleine Geschichten,
z.B. über:
– ein Liebespaar
– Begegnungen
– Gemeinsamkeit im Lebensumfeld und in der Familie
– die vornehme Dame
– den harten Arbeiter
– den Wanderer –ob fröhlich jodelnd oder in sich gekehrt, in Gedanken verloren …
– die klassische Dame
– die Bäuerin, den Bauern
– die Stadtbewohner
– ……..

aber auch über Charaktertypen wie z.B.:
– den Dynamischen
– die Romantische
– den Überhebliche
– die Harmonische
– etc…….

Einige der wichtigsten Ausstellungen:

1970 – Spittal a. d. Drau – Schloß Porcia – Bauernmalerei und Kleisterbilder

1971 – Bad Bleiberg – Bauernmalerei

1978 – Bad Bleiberg – Kärntern Bildungswerk Ausstellung im Thermalbad Bad Bleiberg

1980 – Bad Bleiberg – Thermalbad Bad Bleiberg – Hinterglasbilder und Kleisterbilder

1980 – Ossiach – Stift Ossiach – über 15 Jahre permanente Ausstellung jeweils i.d. Monaten Mai – Oktober (Vitrinen im Stift Ossiach) – Hinterglasbilder, Ikonen etc.

1986 – Ossiach – Stift Ossiach – Foyer des Barocksaales – Seidenbilder

2002 – Bad Bleiberg – Knappenhaus – Bürgerempfang – Ausstellung aller Malepochen

2002 – Bad Bleiberg – Thermal-Kurbad Bad Bleiberg – Encaustic Wachsmalerei

2004 – Bad Bleiberg – Kärntner Kulturwirt Zum Mohren

Sept. 2004 – Tscherfel Serie – Encaustic Wachsmalerei Vernissage

Buchillustration

Buchillustration

“Unter der Sunne ihrn Dach” Gedichtband von Regina Lindebner
(erschienen 1986 Verlag Johannes Heyn, ISBN 3 85366 498 9)
Seidenbilder, Ikonen, Hinterglasikonen, Bauernmalerei

Bad Bleiberger Frauentracht:

05. Februar 1973 – Vorstellung der neuen Bad Bleiberger Frauentracht, die auf die Initiative von Ilona Wulz in der Zusammenarbeit mit Hofrat Dr. Franz Koschier entstanden ist.

Gründung und Leitung einer Ortsstelle des Kärntner Bildungswerks:

1976 – 1987
Im Januar 1976 wurde ich von Herrn Helmut Prasch, Spittal a. d. Drau, ersucht im Kärntner Bildungswerk, Arbeitskreis Denkmalschutz und Heimatmuseum mitzuarbeiten, worauf des dann später zur Gründung einer Ortsstelle kam, die von meinem Mann und mir bis 1987 geführt wurde.

Bilder für Kapellen und Kirchen:

5 Bilder für Bartholomäuskapelle (bei Feuerwehrhaus) in Bad Bleiberg:
– Marienbild (Maria Zeller Mutter Gottes)
– Heilige Barbara (Schutzpatronin der Bergmänner)
– Geburt Christi
– 2 Engelsbilder

Marien Fahne für die kath. Kirche Glanhofen – Marienbildnis Seidenbild (Medjugorie Mutter Gottes)

Marien Fahne für die kath. Kriche Nagyestergar, Ungarn (Geburtsort von Ilona Wulz) – Marienbildnis Seidenbild (Medjugorie Mutter Gottes)